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Unsere eigene Hütte

Unsere eigene Hütte

Brief an die Schwiegermutter, 1905

"Liebe Mama!", schreibt Carl Weigel aus Nürnberg an seine Schwiegermutter. Er hatte ein Anliegen, das er dann auch detailliert vorbrachte: eine eigene Hütte, ein Blockhaus am Waldrand wenige hundert Meter vom Zirmerhof entfernt.

Also weiter: "Heute möchte ich Dir meine Ideen über das Häuschen etwas genauer auseinandersetzen, da Leo (Ingenieur Leo Perwanger, der Schwager, Anm. der Red.) schrieb, Ihr wüsstet nicht, wie es eigentlich gemeint ist.

Er schreibt, du würdest am liebsten gleich ein Blockhaus, d. h. eine Hütte aus Baumstämmen machen lassen. Das wäre ja recht schön und auch mir das liebste. Ich fürchte aber, dass dazu jetzt keine Zeit mehr ist. So eine Blockhütte, wenn sie auch ganz klein ist, macht doch viel Arbeit. Und außerdem fragt sich, ob ihr bei dem bekannten Mangel an Holz auch gleich die nötige Zahl von Stämmen findet. Andererseits meint Leo, Rinden würden jetzt ebenfalls nicht zu haben sein. Unter diesen Umständen halte ich folgendes für das beste: 

Die Hütte wird vollständig aus Brettern zusammengefügt und das Dach womöglich mit Schindeln gedeckt. (Das ist weitaus das hübscheste und das können ja die Leute auch). Nur damit die Bretterwände nicht so schlecht aussehen, werden sie mit Stangenholz, das nicht entrindet ist, d.h. „Palli“, benagelt. Die Hütte muss regendicht sein und muss so leicht wie die Utzhütte und muss auch Tür und Fenster haben, da wir uns möglichst viel drin aufhalten und ich auch darin schlafen möchte. Auch ein Bretterboden dürfte nötig sein. Die Maße der Hütte hängen zum Teil von der Länge der Bretter ab. Ich denke mir, 3 ½ – 4 Meter lang und ca. 3 Meter breit. Mit der schmalen Front soll sie nach dem Zirmerhof zu sehen, auf dieser Seite soll die Türe sein und daneben noch ein Fenster. Das Dach muss man wohl auch mit Brettern unten benageln, damit es wasserdicht ist und der Wind nicht gar zu sehr hereinbläst. Doch im Notfall mag sie lieber noch etwas einfacher sein – also z. B. die Bretterbekleidung am Dach fehlen – die Hauptsache ist, dass sie überhaupt fertig wird. Die Höhe an den Seiten soll etwa 2 ½ Meter sein.

Die Tür soll womöglich verschließbar sein. Innen hinein kommt in eine Ecke eine Wandbank dann ein Tisch, zwei Bettkästen etc. das kann man später machen.

Der liebste Ort wäre mir, wie schon gesagt, das hintere Ende vom „Bürstling“ (so heißt eine Wiese in der Nähe des Zirmerhofs, Anm. der Red.), von wo man die Aussicht auf Schwarz- und Weißhorn und auf den Zirmerhof hat. Dicht an der Mauer, wo der Weidenbaum steht (in der Mauer ist dort ein Gatter).

Und nun hoffe ich sehr, das es möglich ist, bis Anfang August noch etwas dem obigen ähnlichen herzustellen. Wir würden uns freuen, wenn wir so unser eigenes Palais hätten.

Herzliche Grüße und recht baldige richtige Wiederherstellung
Dein Schwiegersohn 

Carl

Viele Grüße von Emma und Bubi
Nürnberg, 28.06.1905

Sepp Perwanger
Der Zirmerhof
Der Zirmerhof

Der Namen RADOIN 1560 steht schon im 15. Jahrhundert für diesen Platz und für die Meereshöhe auf 1560m, auf der sich die Kellerei befindet.

Details zum Idyllic Place