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Die Fahrt ins Unterland - Teil 1

Die Fahrt ins Unterland - Teil 1

Hanna Perwanger erzählt von Ihrer ersten Fahrt ins Unterland

An einem schönen Apriltag des Jahres 1927 erklärte mir mein Mann »heute fahren wir ins Unterland«. Wir waren gerade zwei Monate verheiratet. Um unseren Zirmerhof in Radein, auf 1560 m Höhe, lag noch tiefer Schnee, und ein eisiger Nordwind fegte ums Haus. Unten zu unseren Füßen lag das Etschtal im schönsten Frühlingsglanz, ein rosafarbener Schimmer und frisches Grün lagen über dem ganzen Land.
Der »alte Fritz«, unser wohlgenährter Haflinger, wurde aus dem Stall geführt, mein Mann nahm ihn am Zügel und bergab ging’s eine Stunde lang den steilen Bergweg nach Kaltenbrunn. Dort stand unser Kütschlein im Schuppen. Bald konnte die Fahrt losgehen. Da ja 1927 noch ganz wenig Autoverkehr auf der Fleimstalerstraße war, gestaltete sich unsere Fahrt aufs Schönste. Je weiter wir hinabkamen, desto frühlingshafter und milder wurde es. In Kalditsch erfreuten uns die Wiesen und Lärchen in ihrem zarten Grün. Die goldgelben Schlüsselblumen und die Vergissmeinnicht weckten in mir schöne Erinnerungen an die deutschen Frühlingswiesen in Franken, meiner ursprünglichen Heimat. Nun kam Montan, das herrliche Schloß Enn grüßte herüber. Dort beginnt der südliche Zauber der Landschaft. Nur wer vom Norden kommt, begreift ganz die Schönheit dieses Landes. Man hat ein gesteigertes Lebensgefühl in dieser Helligkeit des Lichtes, in dieser unerschöpflichen Fruchtbarkeit der Täler, und doch ist man umgeben von machtvollen Bergen.
Währen der Fahrt, erzählte mir mein Mann: »Du siehst doch da unten die Etsch, ein gerades, silbernes Band. Das war noch anfangs dieses Jahrhunderts ganz anders. Da floss sie in unzähligen Windungen durch das Tal, und fast die ganze Flussniederung war sumpfig und unfruchtbar. Gerade Neumarkt war durch diese Sümpfe ständig von der Malaria, dieser schweren Krankheit, heimgesucht. In den alten Kirchbüchern wurde das „Faulfieber“, wie man damals die Malaria nannte, als häufigste Todesursache angegeben. Durch die Stechmücken, die in den Sümpfen ihre Brutstätten hatten, wurde diese Krankheit ständig weiterverbreitet. Gott sei Dank ist das alles vorbei. Du siehst an Stelle der Sümpfe nun die herrlich blühenden Obstbäume. Ein Paradiesgarten ist aus diesen unwirtlichen Mösern geworden...«

Sepp Perwanger
Der Zirmerhof
Der Zirmerhof

Der Namen RADOIN 1560 steht schon im 15. Jahrhundert für diesen Platz und für die Meereshöhe auf 1560m, auf der sich die Kellerei befindet.

Details zum Idyllic Place